Rückblick auf unseren Besuch in unserer franz. Partnergemeinde
Jahrestreffen 2025 in St. Georges sur Baulche: drei Tage geprägt von neuen Inspirationen und Entdeckungen
Am 29.Mai ging es morgens mit dem Bus in Lambsheim los.
Hier hatten alle mehr als genug Platz, weil ja ein Teil der Gruppe schon per Fahrrad drei Tage vorher aufgebrochen war.
Nahe Metz, in Scy-Chazelles, wurde eine Kultur- und Picknickpause eingelegt. Das Wohnhaus von Robert Schuman, dem "Vater Europas" ist als Museum ausgestattet.
Hier konnte man in den original erhaltenen Wohnräumen des 1963 dort verstorbenen Politikers einen Eindruck vom recht einfachen Lebensstil des Mannes gewinnen, die politischen Hintergrundinformationen liefert das angebaute moderne "Centre Robert Schuman".
Schuman wurde als deutscher Staatsbürger 1886 in Luxemburg geboren, war später Rechtsanwalt in Metz und langjähriger Abgeordneter im französischen Parlament, wurde von den Nazis verfolgt und in Neustadt/Weinstraße gefangen gehalten, konnte fliehen und schloss sich in Südfrankreich dem Widerstand an.
Nach dem Krieg war er mehrfach Minister und Ministerpräsident und setzte sich vehement für die deutsch-französische Aussöhnung und schon ab Anfang der 1950er Jahre zäh, endlich erfolgreich für die Schaffung einer gemeinsamen Wirtschaftszone ein, aus der die Europäische Gemeinschaft hervorging.
Entspannung vom politischen Geschäft fand er damals - wie auch unsere Gruppe beim Picknick - im herrlichen parkartigen Garten seines Hauses.
Kurz nach der Ankunft des Busses in St. Georges sur Baulche wurde die einfahrende Radler-Gruppe mit wehenden Fähnchen und Bravo-Rufen willkommen geheißen. Gemeinsam mit den französischen Freunden wurde auf das Wiedersehen im Kulturzentrum angestoßen.
Sonnenschein begleitete am nächsten Morgen den Ausflug nach St. Sauveur-en-Puisaye, einem hübschen Kleinstädtchen, wo die in Frankreich sehr bekannte und geehrte Schriftstellerin Colette ihre Kindheit in den 1880er Jahren verbracht hatte und dessen Atmosphäre sie immer wieder in ihren Romanen verarbeitete.
Zwar hatte die Buchung eines Besuchs ihres Geburtshauses nicht funktioniert, doch im dortigen Schloss ist ihr Leben mit unzähligen Bildern und auch der Originaleinrichtung einiger Zimmer ihrer späteren Pariser Wohnung dokumentiert und der Führer machte mit allen Facetten ihres sehr skandalträchtigen Lebens bekannt.
Ein leckeres Mittagsmenu in einem anheimelnden Restaurant im Ort stärkte alle für den nachmittäglichen Rundgang. Der Abend wurde in den Gastfamilien verbracht.
Am nächsten Morgen kurvte der Bus zum Weingut "Brocard", einem der größten Domaines des berühmten Anbaugebiets Chablis, 25 km entfernt von St. Georges sur Baulche. Bevor mehrere edle Gewächse verkostet werden konnten, gab eine Führung Einblicke in den Anbau und die Vinifizierung.
Besonders interessant war der Kellerraum, in dem eine Wand aus dem sehr felsigen Kalkboden der Region bestand. Durch die Klüfte im Gestein zwängen die Rebstöcke ihre Wurzeln in bis zu 18 Metern Tiefe - sehr mineralische Weine entstehen so.
Nach einem gemütlichen Picknick auf der Terrasse des Weinguts ging es am Nachmittag in die nahegelegene Abtei von Pontigny, einst Teil eines bedeutenden Zisterzienserklosters und heute ein eindrucksvolles Beispiel romanischer und frühgotischer Baukunst in Burgund.
Schon war der Abschiedsabend da! Wie immer in St. Georges sur Baulche wurde ein fein angerichtetes Abendessen mit 5 Gängen serviert. Damit man nicht ins Bett rollen musste, lud ein DJ mit fetziger Tanzmusik zur Bewegung ein - mit großem Erfolg, die Tanzfläche füllte sich rapide.
Dies alles wurde unter anderem durch die Unterstützung des Deutsch-Französischen Bürgerfonds (fonds citoyen) sowie großem ehrenamtlichem Engagement ermöglicht.
Sonntag früh um 10 Uhr sammelten sich alle zur Heimfahrt am Bus, und erst als sich die Letzten aus den zahllosen Umarmungen gelöst hatten, konnte es nach Hause gehen. Bis nächstes Jahr in Lambsheim!
Überblick
Deutsch-Französischer Bürgerfonds
Der Deutsch-Französische Bürgerfonds berät, vernetzt und finanziert Projekte, welche die deutsch-französische Freundschaft und Europa in der Breite der Bevölkerung erlebbar machen. Er fördert eine Vielzahl an Formaten und Themen, ist niedrigschwellig und steht allen Akteuren der Zivilgesellschaft offen.
Der Bürgerfonds geht auf den im Jahr 2019 zwischen Deutschland und Frankreich geschlossenen Vertrag von Aachen zurück und wurde im April 2020 errichtet. Er wird vom Deutsch-Französischen Jugendwerk (DFJW) umgesetzt und zu gleichen Teilen von der Bundesregierung und der französischen Regierung finanziert.
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